Die Hauptstadtgärtner - Gartentipps vom Allmende-Kontor auf dem Tempelhofer Feld
Published by Redakteur on 15. April 2015 - 14:30
In dem Büchlein "Die Hauptstadtgärtner" wird mit Bild und Wort gezeigt, wie der Gemeinschaftsgarten Allmende-Kontor auf dem ehemaligen Flughafen Berlin-Tempelhof zustande kam. Die Gründungsidee war "Reclaim the commons": Das Zurückfordern der Allmenden, auf englisch "commons", also Ländern, die der Allgemeinheit gehören. Es wird gezeigt, wie so ein Gemeinschaftsgarten sich organisiert und mit welchem Zeitinput eine Gründergruppe zu rechnen hat. Zugleich geht es um das vergnügliche zusammen Lernen, das das zusammen umweltfreundliche Gärtnern einem jeden "bescheren" kann.
Im zweiten Teil des Bändchens wird erklärt, wie ein Hochbeet optimal anzulegen ist. Wichtig ist auch, zu wissen wie man richtig kompostiert und wie man das Saatgut so aussucht, dass man im nächsten Jahr ohne Neukauf weiter arbeiten kann. Im Hauptteil werden etwa 30 Gemüsepflanzen, die auch in Hochbeeten gut wachsen, genauer vorgestellt. Geordnet nach ihrem Auftauchen im Jahresablauf, geht es darum wann und wie man sie sät oder setzt, wie man sie pflegt und erntet. Das schöne ist, dass dazu aber die Geschichten der Pflanzen erzählt werden: nämlich wo sie eigentlich einmal herkamen. Wer weiß schon, dass wir z.B. den Sonnenblumenartig blühenden Topinambur den Prärieindianern verdanken? Zudem wird erzählt, wie die traditionelle Medizin die Pflanzen zu Heilzwecken zu nutzen wußte. Es ist einfach lustig zu erfahren, dass schon römische Kaiser täglich Gurken speisten, um eine schöne Haut zu bekommen.
Im letzten Teil des schmalen Bandes wird die Geschichte des langen Kampfes um das Tempelhofer Feldes geschildert. Als das Tempelhofer Feld um 1900 noch sozusagen Truppenübungsplatz war, stand es den Berlinern stets zugleich als Abenteuerspielplatz und Ausflugsziel zur Verfügung. Auf seiner Ostseite in Neukölln gab es einen großen parkartig angelegten, offenen Volksportplatz mit Kinderspielplätzen. Die Buergerinitiative "100 % Tempelhof" fiel also nicht vom Himmel. Auch machten bereits 2009 Anwohner die Menschen mittels der scherzhaften Forderung "squat (besetzt) Tempelhof" auf die unentschlossene Haltung der Regierung aufmerksam, die unnötig die 350 Hektar große Grünfläche verschlossen hielt. Heute sind die Gemeinschaftsgärten im durch den Volksentscheid gesicherten Wiesenmeer die Hauptattraktion. Unendliche Touristenscharen durchwandern die Kistenbeetlandschaft und fragen die Gärtner buchstäblich Löcher in den Bauch…
Von Elisabeth Meyer-Renschhausen, 144 Seiten, ca. 160 Abbildungen, Jaron Verlag, Berlin 12,95 €